Abstract
Das gesamte Schriftgut, das aus der Korrespondenz zwischen dem byzantinischen Kaiserhof und Adressaten des arabisch-islamischen Kulturkreises hervorgegangen ist, kann für den modernen Betrachter nur noch über eine Zwischenstufe sekundärer Berichterstattung in narrativen Quellen erschlossen werden. Das bedeutet, daß bei sämtlichen Überlegungen, die zu diesem Briefverkehr anzustellen sind, auf kein einziges Originalschriftstück, ja nicht einmal auf eine diplomatische Kopialüberlieferung in einem Aussteller- oder Empfängerregister, einem Chartular oder ähnlichem rekurriert werden kann. Und dennoch, seit sich das arabische Staatswesen in den ehemaligen byzantinischen Provinzen Syriens, Ägyptens und Nordafrikas um die Mitte des 7. Jahrhunderts zu etablieren begann, ist vornehmlich aus historiographischen Quellen byzantinischer und arabischer Provenienz ein kontinuierlicher Nachrichtenfluß über diplomatische Kontakte und den Austausch schriftlicher Noten zwischen den beiden Seiten zu konstatieren, dessen letzter eindrucksvoller Niederschlag ein in arabischer Übersetzung überliefertes Schreiben Kaiser Manuels II. an einen mamlùkischen Sultan vom Frühjahr 1411 ist. Dabei ist dem Zeitraum, dem die folgenden Ausführungen gewidmet sind und der konventionell als das Zeitalter der makedonischen Dynastie (867–1025) bezeichnet wird, ein eigentümlicher und gewissermaßen herausragender Charakter eigen, sowohl was die Fülle des überlieferten Nachrichtenmaterials als auch was die Vielschichtigkeit und Komplexität der im einzelnen zu beobachtenden Kontakte anbelangt.