Wissen, Verstehen und Weisheit

In Martin Grajner & Guido Melchior (eds.), Handbuch Erkenntnistheorie. Stuttgart: Metzler. pp. 110-115 (2019)
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Abstract

Die Erkenntnistheorie wird meist als Theorie des Wissens charakterisiert. In jüngerer Zeit ist der alleinige Fokus auf Wissen kritisiert und sind weitere epistemische Güter diskutiert worden. Verstehen und Weisheit sind von besonderer Bedeutung. Erstens ist Verstehen ein hohes und Weisheit vielleicht das höchste epistemische Gut; beide scheinen epistemisch wertvoller zu sein als Wissen (Riggs 2003). Zudem ist unklar, ob der epistemische Wert von Wissen den Wert seiner Bestandteile (z.B. wahre, gerechtfertigte Meinung) übersteigt. Es ist behauptet worden, dass sich für Verstehen kein solches Wertproblem stellt und die Erkenntnistheorie deshalb Verstehen ins Zentrum rücken sollte (Kvanvig 2003; Pritchard 2010). Zweitens ist Verstehen ein Ziel von Wissenschaft (Elgin 2017) und von wissenschaftlicher Erklärung (Friedman 1974). Theorien der Erklärung und der kognitiven Leistungen der Wissenschaft verlangen deshalb nach einer Theorie des Verstehens (de Regt u.a. 2009). Drittens mag ein geeigneter Begriff des Verstehens es erlauben, tiefsitzende Intuitionen zur epistemischen Rechtfertigung anzuerkennen, die für Wissen zurückgewiesen wurden, z.B. internalistische und kohärentistische Intuitionen sowie solche zur Rolle von intellektuellen Charaktertugenden (Riggs 2003; Zagzebski 1996). Diese Idee ist kürzlich kritisiert (z.B. Greco 2014) und dafür vorgeschlagen worden, dass solche Intuitionen Merkmale von Weisheit betreffen (Grimm u.a. 2017, Kap. 10). Dieser Artikel behandelt die Natur von Verstehen und von Weisheit, indem er Verstehen mit Wissen und beide mit Weisheit vergleicht (für die Wertfrage s. Kap. „Der Wert des Wissens“).

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