Gibt es einen moralisch relevanten Unterschied zwischen Lügen und Irreführen?

Zeitschrift für Praktische Philosophie 2 (1):9-36 (2015)
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Abstract

Einer weit verbreiteten Auffassung zufolge ist es moralisch besser, eine andere Person in die Irre zu führen als sie anzulügen. Diese Auffassung ist in neuerer Zeit jedoch ausführlich von Bernard Williams und Jennifer Saul kritisiert worden – ihnen zufolge verdankt sich unsere moralische Präferenz für Irreführungen einem Irrtum und lässt sich bei näherer Betrachtung nicht aufrechterhalten. Im ersten Teil des Aufsatzes versuche ich demgegenüber zu zeigen, dass es in manchen Fällen tatsächlich moralische Gründe gibt, statt zu lügen in die Irre zu führen. Im Mittelpunkt steht dabei eine expressive und beziehungsorientierte Analyse von Irreführungen: Wir können mit Irreführungen, so die zentrale These, im Unterschied zu Lügen zumindest in manchen Fällen zum Ausdruck bringen, dass wir die andere Person respektieren und uns die Fortführung einer vertrauensvollen Beziehung mit ihr am Herzen liegt. Im zweiten Teil weise ich dann allerdings nach, dass die moralische Präferenz für Irreführungen nicht in allen Fällen gerechtfertigt ist – zum einen, weil der mit Irreführungen zum Ausdruck gebrachte Respekt gegenüber anderen Personen nicht immer angemessen ist, und zum anderen, weil mit Irreführungen nicht in allen Situationen Respekt vor der anderen Person und ein Interesse an einer vertrauensvollen Beziehung mit ihr zum Ausdruck gebracht werden kann.

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