Abstract
Der vorliegende Aufsatz diagnosiziert im Sinne Nietzsche eine Krise des traditionellen Wahrheitsbegriffs, in dem Wahrheit als metaphysische Wahrheit verstanden wurde, die den Wahrheitsbegriffs, in dem Wahrheit als metaphysische Warheit verstanden wurde, die den Wahrheitsträgern zeitlos, zeichenunvermittelt und interperationsunabhängig zukommt. Die Kritik an diesem Verständnis bedient sich sowohl der Unterscheidung zwischen einem engen und einem weiten Sinn als auch der Gegenüberstellung einer alten und einer neuen Rede von Wahrheit. Letztere wird mit Hilfe eines drei-stufigen Modells der Zeichen- und Interpretationsverhältnisse entfaltet. Dadurch gelingt es, Wahrheit als Funktion von Zeichen- und Interpretationsprozessen zu konzipieren und in ihrer Rolle zur Geltung zu bringen. Dieses neue Modell der Wahrheit erlaubt darüber hinaus einerseits eine Reformulierung älterer Aspekte der Wahrheitsfrage, andererseits aber auch die Neubestimmung der Wahrheit als zeichen- und interpretationsprozessual, historische, genealogisch und gradierbar.The article startes from a Nietzschean inspired diagnosis of the crisis of the traditional concept of truth, understood as timeless metaphysical truth, unmediated by signs and independent of interpretations. The critique of this notion makes use of a distinction between a narrow and a wide concept of truth as well as contrasting two construals of truth: an old and a new one. the latter is elaborated by means of a three-leveled model of signo-interpretational relations. This enables us to bring to the fore a notion of truth as a function of signo-interpretational processes. In addition, this new model of truth makes it possible to reformulate some of the old aspects of truth, while at the same time allowing for a new conception of truth as signo-interpretational, historical, genealogical, and gradable in character