Friedrich Adolf Trendelenburg war einer der akademischen Lehrer Hermann Cohens und die Debatte zwischen Trendelenburg und Kuno Fischer über die Interpretation der transzendentalen Ästhetik gilt gemeinhin als Anlass für Cohens Kantstudien und seine Abwendung von der Völkerpsychologie und damit als Geburtsstunde des Marburger Neukantianismus. Über die nähere persönliche Beziehung Cohens zu Trendelenburg ist allerdings wenig bekannt und auch die Frage, ob und inwiefern Cohen als „Schüler“ Trendelenburgs bezeichnet werden kann ist nicht eindeutig zu beantworten, zumindest scheint Cohens Verhältnis zu Trendelenburg (...) eher distanziert gewesen zu sein und es ist nicht klar, ob nicht Cohens Trendelenburg gegenüber teilweise auch kritische Haltung in seiner Stellungnahme zur Kontroverse zwischen Trendelenburg und Fischer auch zum Scheitern seiner Habilitationsversuche in Berlin beigetragen hat. Andererseits wurde darauf hingewiesen, dass sich Cohen durch die von Trendelenburg aufgeworfene Frage, ob Kant die ausschließliche Subjektivität von Raum und Zeit bewiesen habe, vor das für seine Philosophie und Kantkritik zentrale Problem einer nicht bloß „subjektiven“ Begründung des Idealismus gestellt sah und diesbezüglich (in Abgrenzung von Kuno Fischer und Friedrich Albert Lange) im wesentlichen Trendelenburgs Absicht, „das Ideale im Realen zu befestigen“, weiterverfolgte (Klaus Christian Köhnke). Kurt Walter Zeidler hat diese These vor kurzem insofern zugespitzt, als er zu dem Schluss kommt, dass Cohen „seine eigene systematische Position – und damit die Grunddoktrin der Marburger Schule – an dem Leitfaden einer Kantinterpretation entwickelt, die Trendelenburgs latenten Platonismus, seine Lehre von der ursprünglichen Tätigkeit und konstruktiven Bewegung sowie den wissenschaftstheoretischen Ansatz seiner Logischen Untersuchungen gleichsam als Hebel einsetzt, um Kants Lehre von allen Anmutungen eines empirischen oder subjektiven Idealismus zu befreien.“ Diese These wird mit Blick auf Cohens frühe Kant- und Platon-Interpretation überprüft und der historische und biographische Kontext von Cohens Berliner Studienzeit skizziert. (shrink)

Name der Zeitschrift: Kant-Studien Jahrgang: 108 Heft: 2 Seiten: 311-312.

Name der Zeitschrift: Kant-Studien Jahrgang: 110 Heft: 2 Seiten: 308-317.

Schlusslogische Letztbegründung is a collection of essays in honor of Kurt Walter Zeidler. Mr. Zeidler is a distinguished Kant- and Neo-Kantian-scholar who has reconstructed Kant's concept of transcendental logic in connection with the logic of the concept of Hegel and the logic of symbolization of Peirce. (cf. Zeidler: Grundriss der transzendentalen Logik, 3rd ed., Wien 2017) He has most notably inquired intensively into the relation of transcendental logic to philosophy of science (cf. Zeidler: Prolegomena zur Wissenschaftstheorie, Wien 2000) and to (...) phenomenology (cf. Zeidler: Vermittlungen. Zum antiken und neueren Idealismus, Wien 2016). He has also published several studies on Neo-Kantianism (cf. Zeidler: Provokationen. Zu Problemen des Neukantianismus, Wien 2018). This is refelected in the collection of essays by distinguished scholars who discuss and critically examine Zeidler's work. It includes contributions by Steinar Mathisen (Oslo), Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Vienna), Werner Flach (Lichtenau), Thomas Knoppe (Straberg), Geert Edel (Wyk/Föhr), Martin Bunte (Münster), Reinhard Hiltscher (Dresden), Walter Tydecks (Bensheim), Christian Krijnen (Amsterdam), Hartwig Wiedebach (Zürich), Max Gottschlich (Linz), Thomas Sören Hoffmann (Hagen), Rudolf Meer (Kaliningrad), Hans-Jürgen Müller (Frankfurt am Main), Robert König (Vienna), Ulrich Blau (Marburg), Karen Gloy (Luzern/Munich), Reinhold Breil (Aachen), Erhard Oeser (Vienna), Hans-Dieter Klein (Vienna), Hans Martin Dober (Tübingen), Kurt Walter Zeidler (Vienna) and Lois Marie Rendl (Vienna). (shrink)

Hermann Cohen hat mit seiner wissenschaftslogischen Kantinterpretation und programmatischen Orientierung der Erkenntnislehre am ‚Faktum der Wissenschaft‘ das Verständnis von transzendentaler Logik bis in die Gegenwart maßgeblich mitgeprägt. Der zentrale Punkt seiner Kantinterpretation ist die Identifikation der „transzendentalen Methode“ mit der „regressiven Lehrart“ der Prolegomena und damit die Ersetzung der metaphysischen Deduktion der Kategorien durch eine wissenschaftstheoretische Rekonstruktion der synthetischen Grundsätze der mathematischen Naturwissenschaft. Im vorliegenden Aufsatz wird versucht im Anschluss an grundlegende Arbeiten von Kurt Walter Zeidler, die von Cohen in (...) Kants Theorie der Erfahrung entwickelten Argumente für diese Interpretation und die ihr zugrundeliegenden Motive darzulegen und sowohl mit Blick auf Kants eigene methodologische Ausführungen in den Prolegomena und der Kritik der reinen Vernunft als auch mit Blick auf das von Cohen in der Logik der reinen Erkenntnis als „härtestes Problem der Logik“ bezeichnete Problem der Vermittlung von Einzelnem und Allgemeinem kritisch zu hinterfragen. (shrink)

Carnaps Denken wurde während seines Studiums und der Arbeit an seiner Dissertation von Neukatianischen Motiven beeinflusst, von denen er sich nach seiner Habilitation in Wien (1926) zunehmend distanzierte. Er besuchte in Freiburg bei Heinrich Rickert (1911/1912) und in Jena (1913/14) bei Bruno Bauch Lehrveranstaltungen zur Philosophie. Außerdem besuchte er in Freiburg bei Jonas Cohn Lehrveranstaltungen zur experimentellen Psychologie. Bei Bauch reichte er 1920 eine Arbeit mit dem Titel Welche philosophische Bedeutung hat das Problem der „Grundlegung der Geometrie“ für die Lehramtsprüfung (...) und 1921 seine darauf aufbauende Dissertation Der Raum. Ein Beitrag zur Wissenschaftslehre ein. Rickert war das Haupt der von Wilhelm Windelband begründeten Südwestdeutschen Schule des Neukantianismus, zu der auch Cohn und Bauch gezählt werden. Bauch war jedoch auch von der von Hermann Cohen begründeten Marburger Schule des Neukantianismus, deren herausragenste Vertreter Paul Natorp und Ernst Cassirer sind, beeinflusst. Vor allem Natorps Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften (1910a) und Cassirers Substanzbegriff und Funktionsbegriff (1910) beeinflussten Carnaps Verständnis der methodischen Grundlagen der Mathematik und der Physik (Richardson 1998, 115-117, 138-139; Mormann 2000, 44-46). In persönlichem Kontakt war Carnap seit seinem Umzug nach Buchenbach Anfang der 1920er Jahre auch mit dem Rickert-Schüler Broder Christiansen. (shrink)

This article reconstructs the development of Kurt Walter Zeidler's argument for a reformulation of Kant's transcendental dialectic as a theory of the foundation of transcendental logic. It therefore examines his doctoral dissertation "Logik des Erkenntnisprozesses. Dedukton - Induktion - Abduktion" (1979), where he discusses Norwood Russell Hansons 'logic of discovery' and finds an analogy between Charls S. Peirce's definiton of 'abduction' and Hegel's defintion of 'analogy', as well as his early papers, collected in "Grundlegungen. Zur Theorie der Vernunft und Letztbegründung" (...) (2015), and his habilitation dissertation "Vernunft und Erfahrung. Untersuchungen zum Erkenntnisproblem in Philosophie und Wissenschaftstheorie" (1986), where he first seeks to verify the claim of Hegel and Peirce, that the synthetical unity of apperception is to be analyzed as a unity of three forms of syllogism corresponding to Aristotle's three figures of syllogism, through a close study of Kant's transcendental deduction of the categories as well as of the transcendental ideas, before he comes to reformulate these deductions in the light of the original unity of sensuality and understanding. The development of this argument is critically examined in three respects, first, in reference to Zeidler's reading of Peirce, Hegel and Schelling, second, with respect to Zeidler's analysis of scientific rationality as well as of the architectonic of the Critique of pure reason, and third, in view of the influence of Erhard Oeser and Erich Heintel on Zeidler's thought. (shrink)

Hermann Cohen hat mit seiner wissenschaftslogischen Kantinterpretation und programmatischen Orientierung der Erkenntnislehre am ‚Faktum der Wissenschaft‘ das Verständnis von transzendentaler Logik bis in die Gegenwart maßgeblich mitgeprägt. Der zentrale Punkt seiner Kantinterpretation ist die Identifikation der „transzendentalen Methode“ mit der „regressiven Lehrart“ der Prolegomena und damit die Ersetzung der metaphysischen Deduktion der Kategorien durch eine wissenschaftstheoretische Rekonstruktion der synthetischen Grundsätze der mathematischen Naturwissenschaft. Im vorliegenden Aufsatz wird versucht im Anschluss an grundlegende Arbeiten von Kurt Walter Zeidler, die von Cohen in (...) Kants Theorie der Erfahrung (1871, 2. Aufl. 1885) entwickelten Argumente für diese Interpretation und die ihr zugrundeliegenden Motive darzulegen und sowohl mit Blick auf Kants eigene methodologische Ausführungen in den Prolegomena und der Kritik der reinen Vernunft als auch mit Blick auf das von Cohen in der Logik der reinen Erkenntnis (21914) als „härtestes Problem der Logik“ bezeichnete Problem der Vermittlung von Einzelnem und Allgemeinem kritisch zu hinterfragen. (shrink)

This first volume of The Collected Works of Rudolf Carnap includes Carnap’s published writings from 1921 when he submitted his dissertation Der Raum (Space) in Jena to Bruno Bauch to 1926 the year he completed his habilitation in Vienna under Moritz Schlick. It thereby documents Carnap’s early writings during his formative years that culminated in his first major publication Der logische Aufbau der Welt (The Logical Structure of the World) which appeared in 1928 and will be included in the second (...) volume. Fourteen volumes are planned in total. In his foreword Richard Creath, the general editor, states that the series will include “all of the books and papers Carnap authorized for publication in his lifetime.” (viii). (shrink)

This first volume of The Collected Works of Rudolf Carnap includes Carnap’s published writings from 1921 when he submitted his dissertation Der Raum (Space) in Jena to Bruno Bauch to 1926 the year he completed his habilitation in Vienna under Moritz Schlick. It thereby documents Carnap’s early writings during his formative years that culminated in his first major publication Der logische Aufbau der Welt (The Logical Structure of the World) which appeared in 1928 and will be included in the second (...) volume. Fourteen volumes are planned in total. In his foreword Richard Creath, the general editor, states that the series will include “all of the books and papers Carnap authorized for publication in his lifetime.” (viii). (shrink)

Aging at work is a dynamic process. As individuals age, their motives, abilities and values change as suggested by life-span development theories (Kanfer & Ackerman, 2004; Lang & Carstensen, 2002). Their growth and extrinsic motives weaken while intrinsic motives increase (Kooij, De Lange, Jansen, Kanfer, & Dikkers, 2011), which may result in workers investing their resources in different areas accordingly. However, there is significant individual variability in aging trajectories (Hedge, Borman, & Lammlein, 2005). In addition, the changing nature of work, (...) the evolving job demands, as well as the available opportunities at work may no longer be suitable for older workers, increasing the likelihood of person-job misfit. The potential misfit may, in turn, impact how older workers perceive themselves on the job, which leads to conflicting work identities. With the traditional job redesign approach being a top-down process, it is often difficult for organizations to take individual needs and skills into consideration and tailor jobs for every employee (Berg, Dutton, & Wrzesniewski, 2010). Therefore, job crafting, being an individualized process initiated by employees themselves, can be a particularly valuable mechanism for older workers to realign and enhance their demands-abilities and needs-supplies fit. Through job crafting, employees can exert personal agency and make changes to the task, social and cognitive aspects of their jobs with the goal of improving their work experience (Wrzesniewski & Dutton, 2001). Building on the Life Span Theory of Control (Heckhausen & Schulz, 1995), we posit that job crafting, particularly cognitive crafting, will be of increasing value as employees age. Through reframing how they think of their job and choosing to emphasize job features that are personally meaningful, older workers can optimize their resources to proactively redesign their jobs and maintain congruent, positive work identities. (shrink)

AbstractExtant research has demonstrated that underdog expectations—individuals’ perceptions that others view them as unlikely to succeed—can have positive implications for motivating performance. In this paper, we draw on self-determination theory to examine how and when underdog expectations can have detrimental consequences for both the employee and the organization. Specifically, we propose that underdog expectations can decrease employees’ need fulfillment, which in turn leads to more cheating behavior. Furthermore, we theorize that the indirect effect of underdog expectations on cheating behavior via (...) need fulfillment is weaker when general self-efficacy is high than when it is low. Results from two studies using complementary designs support our predictions. Overall, our research demonstrates a potential dark side to underdog expectations and also contributes to the behavioral ethics literature. (shrink)